Traumhaft auch ohne Baum

Mitteldeutsche Zeitung – 20. Dezember 2010

…Was ist wirklich wichtig am Weihnachtsfest? Dass es auf diese Frage zahlreiche, höchst unterschiedliche Antworten gibt, zeigten am Sonnabend rund 100 junge Musiker und Tänzer auf der Bühne der Phönix-Theaterwelt. Unter dem Titel “Oh Schreck, der Weihnachtsbaum ist weg!” brachten Teilnehmer der Kreismusikschule und Eleven aus dem Tanzstudio Porwol einmal mehr ihre traditionelle Weihnachtsrevue auf die Bühne.

Zunächst einmal braucht man hierzulande natürlich einen Baum. Dass die “Jagd nach dem schönsten Exemplar, mit dem geradesten Stamm, den schlanksten Zweigen und den dichtesten und grünsten Nadeln” indes den Blick auf Wesentliches auch verstellen kann, machte die kurzweilige Rahmenhandlung der Revue deutlich. Denn plötzlich waren alle Zeichen zum Feiern “denn wirklich braucht”. Was folgte, war eine Reise ins Reich der Phantasie, bei der jeder sich sein persönliches, perfektes Fest erträumte.

Der Weihnachtsmann, der Rumba tanzt oder mit einem fetzigen Rap daherkommt, das waren nur zwei von vielen kreativen Ideen jüngerer musikalischer Provenienz. Darüber hinaus durften natürlich auch Klassiker wie “Oh, Tannenbaum”, “Alle Jahre wieder”, “Süßer die Glocken…” und das “Ave Maria” nicht fehlen.

Ob temperamentvoll und poppig oder eher traditionell und besinnlich, ob instrumental, vokal oder mit graziöser Beinarbeit, ob als Solisten oder im Ensemble, die Musiker und Tänzer spannten auf der Bühne des Theaters einen bunten und musikalisch durchaus abwechslungsreichen Bogen.

Das zahlreich erschienene Publikum, darunter viele Eltern, Großeltern und Geschwister der jungen Künstler, folgten bereitwillig der Aufforderung, an den kleinen Träumereien teilzunehmen (“Los, Augen zu, ich nehme euch mit.”) Sie ließen sich gern in den Bann des Bühnengeschehens ziehen – zugegebenermaßen und glücklicherweise zumeist mit offenen Augen, denn sonst hätten sie doch einiges verpasst. Die Gäste sahen dabei großzügig über ein paar kleinere technische Schwierigkeiten hinweg und spendeten reichlich Applaus für Engagement, Spielfreude und kreative Kostüme.

Und auch für die eine oder andere spontane Einlage, wie die Pirouetten einer kleinen Ballerina beim Abschlussbild. Da spannte der Chor noch einmal weit den Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sprang vom “In dulci jubilo” aus dem 14. mühelos zum Abba-Song “Happy new year” in 20. Jahrhundert.

Zufrieden mit der Leistung ihrer kleinen und großen Schüler zeigten sich auch die verantwortlichen Pädagogen. Schließlich, so Musiklehrerin Mechthild Andersch, stemmten die jungen Leute das aufwendige Programm letztlich nebenbei. “Man muss immer daran denken: In erster Linie sind sie Schüler.” Und keine schlechten, möchte man hinzufügen….

Anmerkung der Kreismusikschule Wittenberg vom 20. Dezember: Bilder von der Weihnachtsgala ab jetzt in der Galerie.